Kernthema
«Rezepte für eine gesunde Schweiz»
Im September 2009 gründete ein engagiertes Team von Haus- und Kinderärzten den Verband «Hausärzte Schweiz». Genau 10 Jahre später fand am 26. September 2019 im Berner Rathaus das erste gesundheitspolitische Symposium dieses Verbandes statt. Gemeinsam feierten mfe – Haus- und Kinderärzte Schweiz, wie der Verband heute heisst, mit über 180 Teilnehmenden und Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen zahlreiche Meilensteine. Ziel ist es, die medizinische Grundversorgung auch für die Zukunft zu stärken und zu sichern.
Gerade während des Wahlkampfs erhielt das Motto «Rezepte für eine gesunde Schweiz» zusätzliche Brisanz. Jede Partei positionierte sich mit Patentlösungen rund um das »kranke» Gesundheitswesen. Der Verband der Haus- und Kinderärzte führte im Rahmen dieses Symposiums eine andere Diskussion – kompetent, unkonventionell und vor allem umfassend. Klar ist: die Schweiz hat weltweit eines der besten Gesundheitssysteme und zwar für Alle und nicht für einige Wenige – dies muss unter allen Umständen bewahrt werden. Entsprechend werden keine kurzfristigen Patentlösungen wirken, sondern nur langfristige und durchdachte Lösungsansätze. Ein bezahlbares Gesundheitswesen mit hoher Qualität geht nur über eine starke Hausarztmedizin.
Visionen von mfe für die Hausarztmedizin der Zukunft:
- Der Patient ist Experte für seine Krankheit
- Die Hausarztmedizin ist das Zentrum der Gesundheitsversorgung
- Der Grundsatz «Optimum statt Maximum» prägt das Gesundheitswesen der Zukunft
- Die Hausarztmedizin steht für eine exzellente, sinnvolle und patientennahe Medizin
Lernen von anderen Ländern – zum Beispiel Dänemark
Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Was in anderen europäischen Ländern funktioniert, könnte allenfalls eine Vorbildfunktion für die Schweiz haben. Der Gastreferent Professor Roar Maagaard brachte dem Publikum das dänische Gesundheitssystem näher. Es beruht auf einem strikten «gate-keeping» durch den Allgemeinmediziner. Der direkte Zugang zu den Spezialisten ist nicht möglich, der direkte Zugang zu den Spitälern nur in seltenen, dringenden Notfällen. Die GPs (general practitioners) sind selbständig, beziehen ungefähr einen Drittel ihres Lohnes als Fixum und stellen die anderen zwei Drittel als Einzelleistungen in Rechnung. Die Gesundheitsversorgung ist für die Patienten kostenfrei und gemessen am Bruttosozialprodukt etwas günstiger als in der Schweiz. Die GPs geniessen in Dänemark hohes Ansehen. Dieses erfolgreiche Modell bestärkt auch mfe darin, die Rahmenbedingungen für Haus- und Kinderärzte in der Schweiz nachhaltig zu verbessern.
Ärzte in die Politik
Zu den zahlreichen Gästen und Referenten gehörte die Nationalrätin, Hausärztin und «höchste Schweizerin» Marina Carobbio. Die Nationalratspräsidentin liess es sich trotz laufender Session nicht nehmen, die Feiernden zu begrüssen. Zwei weitere Hausärzte im Nationalrat waren ebenfalls dabei, Angelo Barille und Pierre-Alain Fridez. Die Nationalratspräsidentin und die beiden Nationalräte betonten in ihren Beiträgen die Wichtigkeit des politischen Engagements der Ärzteschaft. Nach wie vor habe die Ärzte, gemessen an ihrer Bedeutung für die Bevölkerung, viel zu wenig Einfluss auf die politischen Entscheide,dies müsse sich ändern. Mehr Ärztinnen und Ärzte – möglichst aus unterschiedlichen Parteien – sollten sich politisch engagieren als wichtige Ergänzung und Verstärkung zum Engagement der gesundheitspolitischen Verbände wie mfe.
Patient immer im Fokus
Ein bedeutender Fokus von mfe ist die Nachwuchsförderung, um dem Hausärztemangel in Randregionen zu begegnen. Die Medizinstudenten müssen möglichst früh im Studium für die Hausarztmedizin begeistert werden. Nur der direkte Kontakt mit der Hausarztmedizin, z.B. in Form von Praktika, bringt den Erfolg. Die Schweiz braucht mehr Haus- und Kinderärzte. Medizinstudierende sollten bereits in der Ausbildung mit diesem herausfordernden und spannenden Beruf in Kontakt kommen. Neue Arbeitszeitmodelle sind gefragt, da künftige Mediziner eine gute Work-Life-Balance anstreben und Familie mit Beruf vereinbaren wollen. Der Fokus sollte zudem wieder vermehrt auf der Arbeit mit dem Patienten liegen und weniger auf der Administration.
Haus- und Kinderärzte vertreten in der Politik klar die Positionen der Patientinnen und Patienten – niemand sonst kennt deren Bedürfnisse besser. Aktuell liegt der Fokus primär auf den Kosten und nicht auf dem Wohl der Patienten. Zudem wird die Prävention zu wenig stark gewichtet, obwohl inzwischen auch die Krankenversicherer das Thema entdeckt haben und es individuell bearbeiten. Gesucht und gefordert ist hier aber eine grossflächige Akzeptanz, damit die präventiven Tätigkeiten wertgeschätzt und entsprechend vergütet werden. Es ist mittlerweile erwiesen, dass dies langfristig zu einer Kostenreduktion in anderen Bereichen führt.
Rezepte für eine gesunde Schweiz
- Engagement der politischen Entscheidungsträger für die Hausarztmedizin
- Innovative Ideen und Konzepte für neue Modelle von hausärztlichen Praxen und Zentren
- Gezielte Förderung von hausarztbasierten Systemen sowie Förderung der Prävention und der interprofessionellen Zusammenarbeit
- Verbesserung der Rahmenbedingungen der Hausarztmedizin im Studium (Präsenz in der Ausbildung, Praxisjahr, Berufsimage, etc.)
mfe – der Verband für die politischen Anliegen der Haus- und Kinderärzte
Die Gesundheit der Bevölkerung, ihr Lebensstandard sowie die Kosten und die Qualität der Gesundheitssysteme sind vom Stellenwert der Hausarztmedizin abhängig. mfe setzt sich für die Förderung und die Stärkung der Hausarztmedizin ein und vertritt die Interessen seiner Mitglieder.
Eine starke Hausarztmedizin ist für alle von Vorteil. Hausarztbasierte Gesundheitssysteme sind besser und kostengünstiger als solche, die nur auf Spezialistenmedizin basieren. Eine schwache Hausarztmedizin hätte verheerende Folgen für das Gesundheitswesen. Die Gesundheit der Bevölkerung, ihr Lebensstandard sowie die Kosten und die Qualität der Gesundheitssysteme sind vom Stellenwert der Hausarztmedizin abhängig.