Editorial
Jetzt endlich reagieren und die Zukunft unserer Grundversorgung sichern
Die 5. Workforce-Studie bestätigt, was wir täglich erleben: Der Mangel an Haus- und Kinderärzt:innen verschärft sich weiter und bedroht unsere medizinische Versorgung. Höchste Zeit, endlich zu handeln!
Die Ergebnisse der 5. Workforce Studie sind dramatisch, aber überraschen kaum. Sie bestätigen, was für uns längst spürbar war: Auch in den vergangenen fünf Jahren konnte der Nachwuchsmangel im Bereich der Haus- und Kinderarztmedizin nicht entschärft werden. Doch die Haus- und Kinderarztmedizin ist ein unabdingbarer Teil der Grundversorgung: Sie muss gesichert werden, jetzt dringender denn je!
Eindrücklich zeigt die Workforcestudie: wir haben nicht nur zu wenig Ärzt:innen, sondern diese haben auch immer weniger Zeit für die Patient:innen. Die Grundversorgung ist aber eine wichtige Anlaufstelle für alle Menschen und es braucht Raum und Zeit für echte, ehrliche und qualitativ hochstehende medizinische Betreuung.
Diese Entwicklung bedroht nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung, sie ist auch teuer. Durch die Hausarztmedizin können 94 % aller Gesundheitsprobleme selbstständig behandelt werden, während sie lediglich 8 % aller Gesundheitskosten verursacht. Nur durch die Sicherung dieser kosteneffizienten Grundversorgung kann verhindert werden, dass die Kosten zukünftig noch mehr steigen.
Der Fall ist klar: Wir brauchen dringend mehr Haus- und Kinderärzt:innen. Doch was braucht es dafür? Was kann die Politik tun und wo muss dringend angesetzt werden?
Der Entscheid der Zürcher Bildungsdirektion zur Erhöhung der Medizinstudienplätze an der Universität Zürich vom 23. September ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es braucht noch mehr: In unserer Petition «Mehr Haus- und Kinderärzt:innen ausbilden» zeigen wir einen klaren Weg auf.
Die 5. Workforce-Studie ist ein Warnsignal. Reagieren wir darauf und tragen wir die Forderungen der Petition gemeinsam weiter, damit wir auch morgen noch Zugang zu einer Hausärztin oder einem Kinderarzt haben. Die politische Unterstützung für diesen Weg ist zwingend und auf unterschiedlichen Ebenen dringend nötig!
Die Petition «mehr Haus- und Kinderärzt:innen ausbilden» fordert:
- Mehr Medizinstudienplätze: Wir müssen die Anzahl der Studienplätze von 1’300 auf 1’800 erhöhen und dafür ein Investitionspaket für die medizinischen Fakultäten schnüren.
- Mehr Medizinstudierende für die Haus- und Kinderarztmedizin: In Zukunft müssen mindestens 50 % der Medizinstudierenden die Haus- und Kinderarztmedizin wählen, um den künftigen Bedarf zu decken. Dafür muss die Hausarztmedizin als Arbeitsbereich gestärkt und attraktiver gemacht werden.
- Mehr Praxisassistenzstellen: Um sicherzustellen, dass angehende Ärzt:innen praktische Erfahrungen sammeln, braucht es eine Erhöhung der Praxisassistenzstellen von 280 auf 720.
- Ein «Impulsprogramm Hausarztmedizin»: Um diese und weitere Massnahmen zu finanzieren, müssen im Rahmen der BFI-Botschaft 2025-2028 zweckgebunden 200 Millionen Franken bereitgestellt werden.